Belletristik und Sachliteratur zu BDSM und mehr

Der Strömling entdeckt eine neue Welt der Lust

 

Ladoga im Winter

Der junge Mann, den sie nach einem kleinen Ostseefisch benannten, musste seine Wünsche vor seinem besten Freund Dima verbergen. 

"Steck deinen kleinen Fisch weg!" Und er schlug ihn hart auf die Oberschenkel, wenn er Trofims Anzeichen von Erregung in der Sauna bemerkte.

***

Während er die Holzbecher, die Löffel und Schalen abwusch, fielen ihm die ‚Arbeiten‘ ein, die er mit Dima zusammen gemacht hatte. Ahnungslose ausgehorcht, in Büros eingebrochen, Dokumente gestohlen, menschliche Helfer der Thiere überfallen und zusammengeschlagen.

Noch nie war ihm so klar, dass er das nicht mehr wollte. Sein Unbehagen hatte sich plötzlich gesteigert. Alles das, was Dima zu verfluchen pflegte, die Zärtlichkeiten zwischen Männern, die sanften, dann stürmischen Küsse von Wolk und auch anderen, die Intimität, alles, was Trofim sanft in den Schlaf gewiegt hatte, nachdem er ungeahnte Ekstasen genossen, bis ihm schwindelig war, alle diese ‚teuflischen Verirrungen‘ waren genau das, was Trofim gesucht hatte.

Plötzlich war er nicht mehr der linkische, hässliche Strömling, sondern wurde begehrt, trotz seiner struppigen blonden Haare und seiner knochigen Gestalt. Endlich durfte er Lust erleben, fasste man ihn so an, wie er es bislang nur selber getan. Gestern nach der Sauna hatte ihn Wolk zwischen seine Knie gezogen, als er auf der Bank saß, ein Bein auf jeder Seite, und hatte ihm die halbtrockenen Haare liebevoll und ausdauernd gebürstet. Schön glänzend und gar nicht mehr struppig waren sie danach, und mit einem weißroten Bändchen zusammengezwirnt. Wie sehr er die Handgriffe seines neuen Freundes genoss! Und was daran war schlecht?

Warum nur hatte er nachgeplappert, was ihm Dima vorbetete? Warum hatte er seine Ideen so begierig übernommen? Glaubte er, er müsse dankbar sein, dass ihn überhaupt wer in seiner Gesellschaft litt?

Jetzt begriff er, wie sehr er den Älteren bewundert, ihm nachgestrebt war und wie sehr er seine Bestätigung suchte. Hatte er am Ende mehr von ihm erwartet?

Und was, wenn er ihm nun beichtete, was er in seiner Abwesenheit erlebt? Dass er in den Armen eines Mannes willig und hingebungsvoll geworden sei? Dass er zum ersten Mal ein tiefes Glück empfunden habe? Dann würden Dimas Augenbrauen und sein Mund sich zu der Missbilligung verziehen, die er so fürchtete.

Das konnte das Ende ihrer Freundschaft sein.

Oder er verschwieg es ihm, verschwieg ihm das, was seine Welt vom Untersten nach oben gekehrt hatte, was ihm ein neues Leben versprach, und belog ihn fortan täglich.

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