Belletristik und Sachliteratur zu BDSM und mehr

So begriff er: Er liebte


Als paukte es ihm wer ins Ohr und trompetete es in die Welt hinaus, so begriff er: Er liebte. Jetzt und mit aller Seele.

Sie waren für einander geschaffen, wurde ihm klar. Er ließ Fido die Bänder seines Wamses aufnesteln, den Knopf seines schlichten Kragens öffnen. Er hob seine Hüften, um ihm das Abstreifen seiner Beinkleider zu erleichtern. Fido löste die schlichten, zu einer Masche gebundenen Bänder, die seine Beinkleider um die Knie festhielten, und auch die Strümpfe, ebenso die Schleifen, die die Fülle seiner Ärmel hielten, und streifte ihm das Hemd über den Kopf.

Mit Herzklopfen ließ er es geschehen.

Weiter küsste ihn sein Freund, als Hieronymus in den Kissen lag, schamhaft verglich er sich mit dem jungen Krieger, mit seiner vollkommenen männlichen Figur, was für ein blasser Bürohengst war er doch! Er malte Tag für Tag mit dem Gänsekiel die bezauberndsten Schwünge und Spiralen über die Versalien, die den Brief mit Kaskaden der Ehrerbietung übergossen, und mit den erstaunlichsten Kapriolen der Feder setzten sie gleichsam die Höflichkeiten in Szene und musizierten um sie herum. Aber sein eigener Körper war ein Trauerspiel, nie der Sonne ausgesetzt, krumm vom Schreiben und vom Beugen über die Vorlagen bei schlechtem Licht.

Da glitt nun aber die Hand über seine Brust, liebkoste ihn, massierte ihn, mied nichts, fürchtete nichts, so, als sei alles an ihm schön und wert, gepriesen zu werden.

Als wäre er wieder fünfundzwanzig, so strömte das Blut spürbar durch ihn durch, wo es vorher träg geschlichen war. Und dass er nun steif wurde, trieb ihm Schamröte ins Gesicht. Er zog die Decke über sich; Fido zog sie sanft wieder weg. Liebkoste seine verborgenen Körperteile nicht anders als Ohr und Wange. Küsste ihn, berührte ihn, legte sich über ihn, ohne ihn mit seinem Gewicht zu erdrücken, sondern ließ ihn nur die Wärme und die Festigkeit seines eigenen Körpers spüren und seine männliche Kraft. Er drängte sich Hieronymus nicht auf, ließ ihn nur wissen, was in ihm vorging, er sprach stumm zu dem Älteren: ‚Ja, du wirst begehrt. Ich verschmähe dich nicht, im Gegenteil. Du bist der, den ich will.‘

 

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